Strauss-Walzer Michael Finnissy
1 Wo die zitronen blühne 3:342
2 O, schöner Mai 2:32
3 Geschichten aus dem Wienerwald 3:48
4 Piano Diary 16:37 Michael Longton
5 For Cornelius 19:51 Alvin Curran
6 A Nocturne 12:30 Linda C. Smith
7 Rainbow Valley 10:25 Stephen Parkinson
John Martin
Morgan
Eleanor
Strauss-Walzer / Michael Finnissy (1967-89)
Die drei Strauss-Walzer («Wo die Zitronen blühn», «O schöner Mai» und «Geschichten aus dem Wiener Wald») waren ursprünglich Teil einer längeren Serie von 23 Gedichten/Fantasien, welche zum grössten Teil zwischen 1960 und 1968 entstanden sind. Ich spielte damals Klavier-Begleitung bei Ballett Unterricht um meine Studien am Gymnasium und an der Musik-Hochschule zu finanzieren, und in diesen Stücken spiegelt sich (in gewissem Maße) die ‘Ballett’-Tonsprache — sowie (ausdrücklich) meine Begeisterung für die meisterhaften Tausig und Godowsky Transkriptionen von Strauss Werken. Allerdings sind diese Fantasien keine einfachen ‘Transkriptionen’: die Originalsequenzen wurden in winzige Fragmente zerstückelt und diese dann in einer neuen Reihenfolge zusammengefügt, ähnlich der Weise wie Winkel und Perspektiven in der kubistischen und futuristischen Malerei neu angeordnet wurden. Erkennbare Harmonie- und Melodiefragmente der Strauss Walzer werden in einer anderen Sequenz verwendet, ohne Angst vor der daraus folgenden tonalen Instabilität. Meine Absicht ist es die Stimmung und den sinnesfreudigen Schwung eines Strauss Walzers heraufzubeschwören, keinesfalls eine Fälschung oder Imitation zu schaffen. Seit ihrem Ursprung wurde eine neue Kopie dieser Walzer gemacht, und sie wurden nochmals den Musikern Jonathan Powell, Nic Hodges und Ben Morison gewidmet, welche die jeweiligen Erstaufführungen spielten. – Michael Finnissy
Michael Finnissy kam 1946 in Tulse Hill, London, zur Welt. Als Foundation Stipendiat besuchte er das Royal College of Music in London, studierte dort Komposition bei Bernard Stevens und Humphrey Searle, und Klavier bei Edwin Benbow und Ian Lake. Anschließend folgten Studien in Italien bei Roman Vlad. Finnissy lehrte selbst, und war als Gastdozent oder ansässiger Musiker an vielen Fachhochschulen und Universitäten tätig. Zur Zeit ist er Forschungsstipendiat an der University of Sussex, und lehrt Komposition dort, wie auch an der Royal Academy of Music, London. Er gründete die Musik Abteilung der London School of Contemporary Dance, und hat als Komponist mit vielen britischen Tanzgruppen gearbeitet. Bei diesem sehr produktiven Komponist vereint sich Wißbegierde über die vielen Ausdrucksarten der Musik – speziell der Volksmusik – mit einer Faszination für mathematische Strukturen. Dieses Zusammenspiel von Ausdrücken spontaner, vorhaltloser Reaktion auf Musik und das musizieren, mit einem streng intellektuellen Verfahren erzeugt oft eine gefühlvolle Stimmung in seinen Werken die man als «fröhliche Melancholie» beschrieben hat. Der Komponist war schon Schwerpunkt der Festwochen in Bath, Huddersfield und des Almeida Festivals, und seine Werke werden auf der ganzen Welt gespielt und ausgestrahlt. Als Klaviersolist ist er besonders bekannt für seine Kompositionsaufträge und Aufführungen neuer britischer Werke; viele Komponisten haben Stücke für ihn geschrieben. Ein CD Zyklus der Plattenfirma Metier wird zur Zeit bearbeitet, Folklore Platten und Kompositionen für Streichquartett wurden mit grossem kritischen Erfolg begrüßt, und weitere CDs sind geplant. Im Oktober 1998 erschien eine Platte der NMC Firma mit Kammermusik von Finnissy, gespielt von der Gruppe Ixion unter der Leitung des Komponisten.
Piano Diary / Michael Longton (1995)
“Piano Diary fing mit einer Übung meiner Selbsdisziplin an: um meine angeborene Trägheit zu überwinden, versuchte ich täglich ein – wenn auch noch so kleines – Fragment zu Papier bringen. Als diese Sammlung immer größer wurde beschloß ich ihr eine einfache aber genau festgelegte Struktur zu geben. Jeder musikalische Einfall mußte wiederholt verwendet werden, zuerst zwei Tage nach dem ersten Vorkommen, dann drei Tage danach, dann vier, dann fünf, u.s.w. Bei diesem Verfahren häufen sich die Einfälle, prallen und wirken aufeinander, doch gleichzeitig verblassen sie auch wieder und werden vergessen. Das Resultat ist daß es sich in dem Stück, trotz vieler Wiederholungen, mehr um das Vergessen als um Erinnerung handelt. Aber es ist auch das Werk eines ehemaligen Klavierspielers, voller Nostalgie für die Höhezeit des Klaviers, und immer auf der Suche nach Dingen die der Rettung wert sind.”
– Michael Longton
Der kanadische Komponist Michael Longton lebt in Britisch Columbien, und ist Leiter der School of Music an der University of Victoria. Viele Jahre hat er hauptsächlich elektroakustische Musik geschrieben, aber konzentriert sich seit Mitte der achtziger Jahre auf Werke für Kammerensembles und für Klavier. Longtons Musik zeigt zwei sich scheinbar widersprechende Tendenzen: einerseits die Verwendung automatischer Verfahren, welche häufig ‘Markov chains’ und ‘finite state automata’ umfassen, andererseits einen non-linearen, frei assoziativen Ansatz zu Strukturen von großem Ausmaß.
For Cornelius / Alvin Curran (1981-94)
“For Cornelius entstand im Dezember 1981 nachdem ich die Nachricht von dem tragischen Tod, durch einen Unfall, des englischen Komponisten Cornelius Cardew erhielt. Cornelius war ein Visionär dessen humane, prophetische Kraft sich auf alle Menschen in seinem Umkreis auswirkte. Seit unserer ersten Begegnung, 1965, in Rom und während der folgenden vielen Zusammenarbeiten von MEV (Musica Elettronica Viva) und Cardews AMM Gruppe, schätzte ich seinen feinsinnigen Einfluß. For Cornelius ist schlicht in drei Teile geordnet – ein Lied, eine donnernde Etüde von langsam sich verwandelnden Harmonien, und ein Choral. Obwohl es nicht unbedingt meine Absicht war, kann man das Werk auch als Tribut für Cardews utopischen Traum ‘elitäre’ Musik populär zu machen betrachten.”
– Alvin Curran
Alvin Curran ist ein beharrlicher Neuerer in Kreisen der zeitgenössischen ‘neuen Musik’, der durch seine Schall-Feuerwerke, seinen scharfen Geist und zeitlose Lyrik das ganze Milieu in einen unberechenbaren Brennpunkt rückt. Als Mitbegründer der berühmten MEV Gruppe (Musica Elettronica Viva), durch Solo-Auftritte, Radio-Konzerte mit Simultanverbindung mehrerer Länder, und durch seine bedeutenden Klang-Installationen, hat er seit über 25 Jahren an Veranstaltungen ‘neuer Musik’ in der ganzen Welt teilgenommen. Curran, ein enger Mitarbeiter der Trisha Brown Dance Company, ist Darius-Milhaud-Professor der Komposition am Mills College, und hat vor kurzem Platten bei BMG, CRI, Tzadig, New Albion und Mode herausgebracht. Unter seinen letzten Projekten befinden sich Konzerte und Installationen in Donaueschingen,
The Finale to Erat Verbum (ein 6-jähriges Unternehmen) für das Studio Akustischer Kunst WDR (Köln), und für den Klangturm in St. Poelten; Orchestermusik zu Achim Freyers In Hora Mortis; ein Violinkonzert für David Abel und das Paul Dresher Ensemble; und ein Doppeltrio (Stipendium der Fromm Stiftung) für die 1999 Saison der SF Contemporary Music Players; außerdem Tanztheater Werke für Yoshiko Chuma’s School of Hard Knocks (New York), sowie für Cloud Chamber (Amsterdam). Dazu kommen noch das im Gang befindliche Klaviermusik-Projekt Inner Cities, und ein computererzeugter Schall-Investmentfonds, United Sound Bankx, ein Konzert für und mit jedermann woimmer.
A Nocturne / Linda Catlin Smith (1995)
“A Nocturne wurde von Eve Egoyan, durch Unterstützung des Canada Council for the Arts, in Auftrag gegeben. Während ich an dem Stück arbeitete schien der Stoff mehr und mehr zu verschwinden; der Tag verschwindet in die Nacht…”
“Das Werk ist Eve gewidmet.” – Linda C. Smith
Linda Catlin Smith ist in New York aufgewachsen, und lebt jetzt in Toronto. Sie hat Komposition bei, u.a., Allen Shawn in New York, und Rudolf Komorous in Kanada studiert. Von 1988 bis 1993 war sie Leiterin von ARRAYMUSIC, einem Ensemble für zeitgenössische Musik in Toronto, und sie ist Mitglied von URGE, einem ‘performance’ Kollektiv. Sie hat für viele kanadische Gruppen und Solisten komponiert, oftmals für Ensembles mit einer ungewöhnlichen Zusammenstellung von Instrumenten, und ihre Werke werden in ganz Kanada sowie im Ausland gespielt, von Ensembles und Solisten wie dem CBC Vancouver Orchestra, Modern Quartet, Vancouver New Music, Pendercki Quartet, ARRAYMUSIC, Les Coucous Bénévoles, Colin Tilney, Eve Egoyan, dem Sabat/Clarke Duo, und vielen anderen. Auf Platten liegen ihre Kompositionen vor, gespielt von ARRAYMUSIC, Les Coucous Bénévoles, Louise Bessette und Barbara Pritchard. Gegenwärtig widmet Linda ihre Zeit der Komposition.
Rainbow Valley / Stephen Parkinson (1995)
“Rainbow Valley ist Eve gewidmet in Anerkennung meiner Bewunderung und Respekt für ihr gewandtes Klavierspiel, und ihre enthusiastische Unterstützung der experimentalen Musik. Die ungewöhnliche Klangwelt und Spielmethode des Stückes versetzen die Solistin auf äußerst dünnes Eis, aber die Kombination von Eves hervorragendem musikalischen Können mit der sorgfältigen Beachtung die sie allen Einzelheiten schenkt, geben ‘Rainbow Valley’ seinen Ausdruck.” – Stephen Parkinson
Stephen Parkinson hat an der Wilfrid Laurier University bei Owen Underhill und an der University of Victoria bei Michael Longton und Rudolf Komorous studiert. Er war Mitgründer des Drystone Orchestra, und lebt zur Zeit in Toronto, wo er als Komponist und Musiker tätig ist. Seine Komposition ‘Desires Are Already Memories’ ist auf der ARRAYMUSIC CD “New World” zu finden.
Eve Egoyan /biographie
Die kanadische Pianistin Eve Egoyan, ursprünglich aus Victoria in Britisch Columbien stammend und zur Zeit in Toronto ansässig, spezialisiert sich auf Darbietung neuer Werke für Solo-Klavier. Ihre erste CD als Solistin stellt eine Auswahl von Werken vor welche die enormen klangfarblichen Möglichkeiten des Klaviers auf faszinierende, oft unerwartete und magische Weise erkundet.
Eve hat die Uraufführung einer Anzahl von Werken internationaler Komponisten gespielt, wie z.B. ‘De puro amor’ und ‘En amor duro’, ein monumentales, zwei-stündiges Dyptichon für Solo-Klavier der spanischen Komponistin Maria de Alvear, bei der Music Gallery in Toronto; Piano Concerto der schottischen Komponistin Judith Weir, mit dem CBC Vancouver Orchestra; und ‘Songs of the East’, ein Stück für Solist und zwei Dis-Klaviere des japanischen Komponisten Masahiro Miwa, in Toronto (und ein zweites Mal in Kobe, Japan).
Viele kanadische Komponisten haben Werke für Eve geschaffen, u.a.: John Abram, Martin Arnold, Allison Cameron, José Evangelista (ein Auftrag des Canada Councils), Rudolf Komorous, Michael Longton (ein Auftrag der Canadian Broadcasting Corporation), Stephen Parkinson, Linda C. Smith (ein Auftrag des Canada Councils), und Ann Southam (ein CBC Auftrag).
Die Canadian Broadcasting Corporation hat Schallplatten von Konzerten aufgenommen und übertragen, in denen Eve Werke der Kanadier Michael Longton und Ann Southam, sowie der Briten Michael Finnissy und Judith Weir, und des Amerikaners Alvin Curran spielte.
Eve Egoyan trat als Solistin in den folgenden Festspielen auf: ‘Rencontres musique écrite/ musique improvisée’, Montréal; Vancouver New Music Festival; Sound Symposium, St. John’s, Neufundland; Musicora, Paris; und Kobe International Modern Music Festival, Japan.
Sie studierte allgemeines Repertoire an dem Victoria Conservatory of Music bei Anne Brayshaw; an der University of Victoria bei Eva Solar-Kindermann; am Banff Centre of Fine Arts bei György Sebök; an der Hochschule der Künste in Berlin bei Georg Sava (Stipendium des DAAD); an der Royal Academy of Music in London bei Hamish Milne (Commonwealth Stipendium); sowie an der University of Toronto, wo sie den Magister Musicus bei Patricia Parr absolvierte.